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Denken Sie jetzt nicht an einen Elefanten

Donnerstag 9. Feb 2023

Wenn ich sage: „Denken Sie jetzt nicht an einen Elefanten!“ – woran denken Sie dann? Ganz genau: an einen Elefanten. Darauf haben Sie keinen Einfluss. Oder vielleicht doch? Gehen wir über zur nächsten Frage: Stellen Sie Sich vor, Sie wären in einem Skigebiet. Sie selbst sind Skifahrer und gerade dabei, zwischen Bäumen hindurch bergab zu fahren. Worauf richten Sie Ihren Blick? Auf die Bäume um Sie herum und auf die Frage, wie Sie diese am besten passieren können? Oder auf die Skipiste und damit auf den Weg, der vor Ihnen liegt? Dieses Gedankenexperiment stammt aus einem inspirierenden TEDx Talk von Simon Sinek und brachte mich dazu, auf ganz neue Weise über kreislaufgerechtes Bauen nachzudenken.

Versetzten wir uns zurück ins Jahr 2016. Das war das Jahr, in dem uns allen bewusst wurde, dass es 5 vor 12 schlug. Der Grund dafür war mehr als offensichtlich: viele extreme Naturkatastrophen hatten stattgefunden, von Überschwemmungen nach heftigen Regenfällen, bis hin zu Waldbränden, verursacht durch Trockenheit und Hitze. Es wurde höchste Zeit, um in Aktion zu treten und gemeinsam nach Lösungen zu suchen. Vor allem in der Rollte als Architekt, Bauunternehmer oder Politiker waren wir bestrebt, Verantwortung übernehmen. Wir formulierten Ziele, um dem Klimawandel entgegen zu wirken und gemeinsam den Punkt am Horizont zu definieren, auf den wir hinarbeiten würden: eine komplett kreislaufgerechte Bauökonomie ab 2050. Seit dieser Festlegung wird in unserem Sektor das kreislaufgerechte Bauen gefördert – mit Erfolg.

Jetzt ist es Zeit, um einen Zwischenstand der Lage zu betrachten: die extremen Naturkatastrophen haben nicht abgenommen. Hinzu kommt die Energiekrise, die Klimakrise und ein Rücklauf von Biodiversität. Welche Erfolge können wir nun, sieben Jahre später, hinsichtlich des Übergangs zu einer kreislaufgerechten Bauökonomie verbuchen? Einige beispielhafte Projekte mit einem hohen zirkulären Niveau wurden bereits realisiert: Circl, People’s Pavilion und das temporäre Gerichtsgebäude in Amsterdam. Aber die Frage bleibt: Gehen wir in unserer Herangehensweise wirklich grundlegend anders mit den uns zur Verfügung stehenden Baustoffen und den daraus gewonnenen Erzeugnissen um?

Abfall als Rohstoff
Abfall als Rohstoff der Zukunft und damit der Wert von Materialien, der erhalten bleibt. Rohstoffe, die immer wieder aufs Neue verwendet werden können. Und so wird diese Idee bereits umgesetzt: Verwendung von zurückgelassenen Fischersnetzen für den Bodenbelag eines Neubaus; Systemwände, die von Altglas gemacht sind oder die Wiederverwendung von „alten“ Türen, die vor dem Wegwerfen bewahrt wurden. Was jedoch ist der Einfluss von diesen einzelnen Maßnahmen? Der Einfluss ist noch viel zu gering, bedenkt man, dass noch nicht einmal 5% eines einzelnen Neubaus von den Prinzipien des kreislaufgerechten Bauens ausgeht. Wenn auf diese Weise weitergemacht wird, werden wir die in 2016 gestellten Klimaziele in 2050 mit Sicherheit nicht erreichen.

Lebensdauerverlängernde Renovierung
Auf welche Weise können wir also mit größeren Schritten voranschreiten? Wir müssen unser Augenmerk auf die bereits bestehenden Gebäude richten. Eine Renovierung, die die Lebensdauer des Gebäudes verlängert, kann als Alternative dem Neubau vorgezogen werden. Bei LIAG haben wir bereits gute Erfahrungen damit gemacht, besonders, wenn es sich dabei um eine integrale Herangehensweise handelt und sich das Gebäude auch auf technischer und funktionaler Ebene verbessert. Kreislaufgerechtes Bauen ist schließlich nicht völlig unabhängig von allen anderen Baufaktoren. So nahm im Beispiel der Fachhochschule Windesheim sowohl der funktionale als auch der ideelle Wert des Gebäudes zu, wurde ein überdurchschnittlich großer Anteil von bestehenden Materialien wiederverwertet und verringerten sich zudem die Energiekosten. LIAG gelang es bei diesem Projekt, lediglich durch den Entwurf eines kreislaufgerechten Fassadensystems, diese nennenswerten Erfolge zu erzielen.

Kommen wir zum Schluss auf den TEDx Talk zurück. Die Abfahrt auf der Piste hat begonnen. Wir haben sozusagen eine zirkuläre Route vor Augen. Zudem sind wir sehr motiviert, diese Welt ein Stück weit zu verbessern. Worauf richten wir von jetzt an unseren Blick? - Wir machen weiter mit der lebensdauerverlängernden Renovierung von eigentlich bereits abgeschriebenen Gebäuden und verwenden dabei natürliche Rohstoffe. Somit halten wir sowohl die Piste, als auch jeden einzelnen Baum im Blick. Und währenddessen denken wir – hoffentlich mit zunehmendem Maße – an eine grüne Welt, an eine gute Umwelt in der die nächste Generation aufwachsen soll. Wenn du dieses Gedankenexperiment ausführst – wie sieht der Weg in diese Zukunft dann aus?

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